Der Artikel ist in der April/Mai 2006-Ausgabe des Magazins Gelegenheitsspieler erschienen. Laden Sie die Ausgabe jetzt direkt kostenlos herunter [2.975 KB] .

Genretest: Prügelspiele

Am Beispiel von Dead or Alive 4 für die Xbox 360

Von Henry Krasemann

Gewalt ist keine Lösung. So heißt es in der Schule und setzt sich im Berufsleben der meisten fort. Dem ist sicherlich weitestgehend beizupflichten. Wer jedoch ein Prügelspiel wie Dead or Alive 4 in seine Spielkonsole legt, sollte für einige Momente den Pazifismus dem Papst überlassen. Wie bei so vielen Vertretern dieses Genres geht es darum, den Gegner durch geschicktes Tastendrücken ordentlich zu vermöbeln. Wo die Mortal-Combat-Reihe zu zweifelhaften Ruhm durch jugendgefährdende Meuchelszenen am Ende jedes Kampfes kam, begnügt man sich bei Dead or Alive 4 mit dem keuchenden Am-Boden-Liegen.
Das Spielprinzip ist einfach. Die Tasten des Controllers sind mit unterschiedlichen Stoß-, Tritt oder auch Abwehrbewegungen belegt. Besonderes effektive und effektvolle Angriffe werden durch schnelle Kombinationen von unterschiedlichen Tasten ausgelöst. Dann werden Gegner auch mal in die Luft geschleudert, der Kopf zwischen den Schenkeln eingequetscht oder ein Flick Flack geschlagen. Alles schön animiert und in exotischer Kulisse, in der auch der eine oder andere Dinosaurier nicht fehlen darf. Die Spezialität von der Dead or Alive-Reihe ist die Darstellung der weiblichen Protagonistinnen. Insbesondere die Oberweite hat es den Designern angetan. Deren mehr oder weniger naturgerechte Simulation dürfte den meisten Teil der Rechenleistung der Xbox 360 in Anspruch nehmen. Selbst die kleinste Bewegung lässt die durchweg überdimensionalen Milchspender hüpfen wie Flummis.

Haben sich Gelegenheitsspieler hieran satt gesehen, arten die Kämpfe schnell zu wilden Tastendrück-Orgien aus. Will man gegen bessere Gegner bestehen, sollte man die einzelnen Kombinationen für die Sonderschläger der unterschiedlichen Kämpfer kennen und beherrschen. Wer diesen Aufwand scheut, für den wird es trotz schweißtreibendem Controller-Kneten eher zufällig bleiben, ob er als Sieger oder Besiegter aus dem Ring steigt. Dies gilt erst recht, wenn es im Onlinemodus gegen von Menschen gesteuerte Gegner geht. Hinzu kommt hier, dass leider immer wieder Aussetzer bzw. Verzögerungen durch schlechte Internetverbindungen auftreten und gezieltes Kämpfen oft unmöglich machen.

Insgesamt kann ein Prügelspiel wie Dead or Alive 4 zunächst auch Gelegenheitsspielern Spaß machen. Ein Kampf dauert meist nur wenige Minuten und kann somit auch schnell mal zwischendurch bestritten werden. Für den Dauerspaß ist jedoch einiges an Übung erforderlich. Und wer nach längerer Zeit Pause mal wieder einige angestaute Frustrationen abbauen will, sollte zusätzliche Wiederauffrischungszeit veranschlagen. (hk)