Die Rezension ist in der April/Mai 2006-Ausgabe des Magazins Gelegenheitsspieler erschienen. Laden Sie die Ausgabe jetzt direkt kostenlos herunter [2.975 KB] .

Xbox Live Arcarde – Mit dem Ferrari auf Sonntagsfahrt

Von Henry Krasemann

Nachdem Sony die Auslieferung seiner Playstation 3 immer weiter hinausschieben muss, wird die Xbox 360 von Microsoft noch auf absehbare Zeit die leistungsfähigste Spielkonsole auf dem Markt bleiben (Magazin Gelegenheitsspieler berichtete in Ausgabe 3 und 4 über die Xbox 360). Schieß-, Prügel- und Rennspiele bestimmen das Spielangebot. Die wahre Freude kommt dabei jedoch nur nach entsprechender Einarbeitungszeit auf. Gelegenheitsspieler stoßen schnell an die Grenzen und müssen sich nach eventuell wochenlanger Spielpause neu einarbeiten.

Was die Xbox 360 jedoch auch für Gelegenheitsspieler so interessant macht, sind die Xbox Live Arcade Spiele. Diese können online für durchschnittlich fünf bis neun Euro auf die Spielkonsole geladen werden. Wie es funktioniert, haben wir in der letzten Ausgabe beschrieben. Dabei übersteigen die Spiele für Zwischendurch selten den Umfang eines Handyspiels. Dem Spielspaß tut dies jedoch keinen Abbruch.

Welche Xbox Live Arcade Spiele einen näheren Blick lohnen, haben unsere Redakteure untersucht. Viel falsch machen kann man jedoch nicht. Alle Spiele können zunächst als kostenlose Testversion herunter geladen werden.


Zuma
Bei Zuma steuert man einen kleinen Frosch in der Mitte des Bildschirms. Dabei ist es nur möglich, ihn um seine eigene Achse zu drehen. Betätigt man entweder die rechte Schultertaste oder den A-Knopf, spuckt er verschiedenfarbige Kugeln aus. Es handelt sich um die selben Kugeln, die sich in einer langen Schlange um ihn herum winden. Trifft die abgeschossene Kugel auf andere Kugeln, reiht sie sich an der Stelle in die Schlange ein. Wird dabei eine mindestens drei Kugel lange gleichfarbige Reihe gebildet, löst sich diese auf und es gibt Punkte. Bleiben an den Enden ebenfalls gleichfarbige Kugeln übrig, ziehen diese sich an und der Lauf der Kugelschlange wird für ein kurzen Augenblick gehemmt. Am Ende der Bahn wartet indes ein aufgerissenes Maul. Es gilt zu verhindern, dass die Kugeln dieses erreichen.
Zuma ist ausgesprochen simpel und macht ab dem ersten Moment an Spaß. Die ersten Erfolgserlebnisse sind schnell erreicht. Mit steigendem Schwierigkeitsgrad kann das Kugelspucken jedoch sehr hektisch werden. Will man dann auch noch Bonuspunkte für Schüsse durch Lücken oder Treffen von ab und an erscheinenden Geldmünzen erreichen, müssen die Kugeln überlegt und präzise, aber doch schnell gesetzt werden. Auf Dauer kann einzig die eintönige Hintergrundmusik einem auf die Nerven gehen. Zum Glück kann sie abgeschaltet oder durch eigene Musik von CD ersetzt werden.
Zwei Spielmodi stehen zur Verfügung. Ein Level-basiertes Spiel, bei dem es gilt, zahlreiche Tempel zu erobern. Und ein Endlosspiel, das wiederum abhängig vom Erfolg bei dem Levelspiel neue Startpunkte ermöglicht.
Wie für Xbox Live Arcade Spiele üblich, werden Erfolge online in einer Weltrangliste gespeichert. Das simple Spielprinzip, die unterschiedlichen Highscorelisten und der angenehm gleichförmig steigende Schwierigkeitsgrad machen Zuma zu einem der besonders empfehlenswerten Spiele bei Xbox Live Arcade.

Gesamtnote: 2+ (gut)
Gelegenheitsspielertauglichkeit: 1- (sehr gut)


Bejeweled 2
Bejeweled 2 existiert in den unterschiedlichsten Varianten auf so ziemlich allen elektronischen Geräten, die einen Bildschirm aufweisen. So kann es auch seine Verwandtschaft zu Spielen wie Zoo Keeper nicht verhehlen, das gerade auf dem Nintendo DS seine Renaissance erlebt.
Unterschiedlich farbige Symbole sind auf dem Bildschirm verteilt. Schafft man es durch Austausch von zwei benachbarten Symbolen eine Reihe von mindestens drei Gleichartigen zu erhalten, löst sich diese auf. Die darüber liegenden Steine rutschen nach und man erhält im besten Fall eine Kettenreaktion.
Einige Sonderfunktionen bringen Abwechslung. So können Viererketten einen besonderen Stein erzeugen, der z.B. für Explosionen genutzt werden kann. Aus Fünferketten entwickeln sich Fähigkeiten, die den Bildschirm zumindest vorübergehend von einer bestimmten Symbolart säubern.
Vier verschiedene Spielvarianten bietet Bejeweled 2. Vom klassischen Endlosspiel gegen die Uhr bis hin zurm Rätselmodus. Ziel ist es dabei, vorgegebene Spielaufbauten leerzuräumen. Die Möglichkeit der jederzeitigen Zugrücknahme ermöglicht unbeschwertes Knobeln.
Wie die meisten Xbox Live Arcade Spiel zieht Bejeweled 2 seinen Spielspaß vor allem aus seiner Einfachheit. Die ersten Erfolge sind schnell erreicht. Nach wenigen Minuten hat man das Spielprinzip durchschaut und das Verschieben der Symbole geht leicht von der Hand. Die vier Spielvarianten tun das ihrige dazu, dass Bejeweled 2 nicht so schnell langweilig wird und man gerne eine Partie zwischendurch einschiebt. Bejeweled 2 gehört nicht zu unrecht zu den beliebtesten Arcade Spielen auf der Xbox.

Gesamtnote: 2 (gut)
Gelegenheitsspielertauglichkeit: 1- (sehr gut)


Geometry Wars
Geometry Wars gehört zu den einfachsten, aber auch fordernsten Xbox Live Arcade Spielen. Gesteuert wird ein kleines Raumschiff über den Bildschirm mit dem linken Stick des Joypads. Der rechte Stick bestimmt die Richtung, in die geschossen wird. Um das Raumschiff herum schwirren verschiedene geometrische Figuren, die abgeschossen werden müssen, bevor sie es bei Berührung zerstören können. Was schon beim Klavierunterricht Probleme machte, lässt einen hier bei den ersten Spielen verzweifeln. Mit dem linken Stick versucht man möglichst viel Abstand zu den Gegnern zu gewinnen, mit dem anderen konträr dazu diese mit dem Laserstahl abzuschießen. Zum Glück gibt es noch einige wenige alles zerstörende Bomben, wenn das Gewusel um einen herum all zu bedrohlich wird. Punkte bringen die jedoch nicht ein.
Werden Gegner getroffen, zerplatzen sie in wunderschönen Farben. Hieraus zieht Geometry Wars auch einen Gutteil seiner Motivation. Allerdings sollte man nicht all zu lang dem Feuerwerk zuschauen, soll das Spiel nicht wenige Momente später zu ende sein.
Mit steigendem Punktekonto werden einem neue Waffen zugeteilt, aber auch neue Gegner. Sind die ersten 10.000 Punkte erreicht und erste Multiplikatoren erworben, steigt das Punktekonto schneller an. Dennoch bedarf es einiger Übung, will man unter die besten 10.000 Spieler der Welt kommen. Durch seine kurze Spielzeit motiviert es jedoch immer wieder dazu, es erneut zu versuchen. Aber auch die Frustgefahrt nimmt zu.
Neben dem Grundspiel kann nur noch eine Retro-Variante ausgewählt werden. Die Spielgeschwindigkeit ist dabei merklich herabgesetzt und die Grafikeffekte sind runtergeschraubt. Verbindet man mit älteren PC-Versionen von Geometry Wars keine sentimentalen Gedanken, kann man getrost den Retro-Modus übergehen.

Gesamtnote: 2 (gut)
Gelegenheitsspielertauglich: 3+ (befriedigend)


Marble Blast Ultra
Bei Marble Blast Ultra steuert der Spieler eine Murmel durch ein Labyrinth aus Ebenen, Rampen, tückischen Lücken und große und kleine Hindernisse. Neben dem gleichmäßigen Rollen kann die Kugel auch springen und Sonderfunktionen auslösen, die in den abwechslungsreichen Leveln verteilt sind. Mal schwillt sie auf ein mehrfaches ihrer Urspungsgröße an, mal wird sie schneller oder kann besonders hoch springen.
Marble Blast Ultra verdient damit sicherlich nicht den Innovationspreis. Erste Anfangserfolge sind jedoch schnell erreicht und motivieren, auch die etwas schwierigeren Level zu bezwingen. Dabei dauert ein Level selten länger als 5 Minuten, womit sich auch Marble Blast Ultra gut für ein Gelegenheitsspiel zwischendurch eignet.
Die Besonderheit ist die Mehrspielermöglichkeit. Mit zahlreichen Kontrahenten aus der ganzen Welt geht es dann darum, innerhalb der mit Sonderfunktionen überladenen Level jeweils als erster die immer wieder neu erscheinende Zielpunkte anzufahren. Das kann zwar schnell zu einem wilden Gewusel ausarten. Kann man sich dabei aber noch über das Headset mit anderen Spielern unterhalten, ist dies eine sehr unterhaltsame, kommunikative und gewaltfreie Variante, wie sie sonst nur bei Schießspielen (so genannten Egoshootern) zu finden ist.

Gesamtnote: 2 (gut)
Gelegenheitsspielertauglichkeit: 2 (gut)


Hardwood Spades
Ein gänzlich anderes Spiel ist Hardwood Spades. Hierbei handelt es sich um eines der zur Zeit drei Kartenspielvarianten, die Xbox Live Arcade zum Download bereit hält. Die Grafik wurde dabei nicht im Entferntesten an die Möglichkeiten einer Xbox angepasst. Sie wirkt klobig und erschwert teilweise zumindest auf einem normalen TV Gerät das Erkennen der einzelnen Karten. Etwas mehr Aufwand in die Übertragung auf die Xbox hätte dem Spiel sehr gut getan.
Den besonderen Reiz zieht Hardwood Spades aus der Möglichkeit, über Xbox Live mit Spielern auf der ganzen Welt Karten kloppen zu können. Da es in der Regel in Teams gespielt wird, muss jede Partie nicht nur gegen sondern auch mit anderen Spielern gespielt werden. Ziel ist es, eine vorher angesagte Anzahl an Stichen zu bekommen. Wer daneben liegt, bekommt Punkte abgezogen. Zielführend ist es dabei, sich schon gespielte Karten zu merken, um ein Gefühl für den weiteren Verlauf der Partie zu bekommen.
Ein gut gemachtes Tutorial hilft beim Einstieg in die Regeln und ist nach ca. 15 Minuten abgeschlossen. Allein gegen den Computer kommt nur bedingt Freude auf. Doch online mit menschlichen Mitspielern hat auch Hardwood Spades seinen Reiz. Ein wenig geübt haben sollte man jedoch dafür schon, um mithalten zu können.

Gesamtnote: 3- (befriedigend)
Gelegenheitsspielertauglichkeit: 3 (befriedigend)


Crystal Quest
Crystal Quest ist erst im Februar 2006 bei Xbox Live Arcade hinzu gekommen. Dabei war es schon 1987 von der Firma Stainless Games für Apple Macintosh entwickelt worden.
Wie bei Geometry Wars steuert der Spieler ein Raumschiff mit dem linken Stick und feuert in die Richtung, in die der rechte Stick gedrückt wird. Hinzu kommt jedoch, dass nicht nur Gegner abgewehrt, sondern zu allem Überfluss auch noch Kristalle eingesammelt werden müssen. Erst wenn die alle einmal angeflogen wurden, öffnet sich das Tor zum nächsten Level.
Bei Crystal Quest fehlen die Feuerwerk-Effekte von Geometry Wars und auch sonst ist die Aufmachung etwas trister. Dennoch kann man auch mit Crystal Quest eine ganze Weile lang Spaß haben. Die ersten Level sind auch für Einsteiger noch gut zu meistern. Nach 30 bis 60 Minuten Spielen zieht der Schwierigkeitsgrad jedoch merklich an. So sind auch hier Frustmomente nicht ganz auszuschließen. Die Weltrangliste und das einfache Spielprinzip ziehen einen jedoch immer wieder in ihren Bann.

Gesamtnote: 3 (befriedigend)
Gelegenheitsspielertauglichkeit: 3 (befriedigend)


Wik – The Fable of Souls
Wik – The Fable of Souls wirkt zwar auf den ersten Blick wie ein Abendteuerspiel, doch schnell erkennt man, dass auch hier einzelne Bildschirme durch Umherspringen und Einsammeln von Gegenständen abgearbeitet werden müssen. Dies wird jedoch so charmant verpackt, dass es kaum auffällt.
Wik ist ein Kobold mit großen Augen und langer Zunge. Diese setzt er dazu ein, in einem Level verteilte Raupen einzusammeln. Danach müssen sie mit dem gleichen Knopfdruck wieder in Richtung eines langsam über den Bildschirm laufenden Helfers gespuckt werden. Eine jeweils vorgegebene Anzahl Raupen muß so geborgen werden, bevor der Helfer die rechte Bildschirmseite erreicht. Zahlreiches Getier versucht Wik jedoch bei seiner Arbeit zu stören und legt selbst Hand, Kralle oder Fühler an die Raupen. Zum Glück kann Wik jedoch alles lose herumfliegende und liegende Getier wie auch Pflanzen aufsaugen, um es dann seinen Widersachern entgegen zu schleudern.
Was noch die ersten Level leicht von der Hand geht, wird im weiteren Verlauf des Spiels hektisch. Dabei erhöht die liebevolle Aufmachung die Motivation, es doch noch einmal zu versuchen. Auch wenn Wik – The Fable of Souls nicht online gespielt werden kann, so ist immerhin eine lokale Zwei-Personen-Variante eingebaut. Und zumindest im Abenteuermodus bekommt man dann doch noch eine kleine Geschichte, die man durchspielen muss.

Gesamtnote: 2 (gut)
Gelegenheitsspielertauglichkeit: 2- (gut)


Hexic
Hexic wird bei jeder Xbox 360 ohne Zusatzkosten mitgeliefert. Entwickelt wurde es von Alexey Pajitnov, der insbesondere durch sein Spiel „Tetris„ gerade bei Gelegenheitsspielern einen legendären Ruf inne hat.
Ähnlich dem ebenfalls über Xbox Live Arcade erhältlichen Bejeweled 2 müssen mindestens drei gleichfarbige Felder in Formation gebracht werden. Das Spielfeld ist gefüllt mit sechseckigen Steinchen. Jeweils drei aneinander angrenzende Felder können um ihren Mittelpunkt herum gedreht werden, um damit wiederum mindestens drei aneinander grenzende Felder zu bilden, die die gleiche Farbe aufweisen. Je nach Konstellation können dabei besondere neue Steine entstehen oder aber die gleichfarbige Kombination löst sich im Austausch gegen Punkte einfach auf.
Nach wenigen Minuten hat man das Prinzip durchschaut. Dann geht es darum, entweder gegen die Zeit zu spielen, oder besondere Aufgaben zu erfüllen. So müssen z.B. ab und an hinzukommende Bomben in einer vorgegeben Anzahl an Zügen zerstört werden.
Die Darstellung ist zweckdienlich und auch auf einem normalen TV-Gerät gut zu erkennen. Natürlich würde Hexic auch auf jedem modernen Handy laufen und tut es teilweise sogar schon. Dem Spielspaß tut dies jedoch keinen Abbruch. Dem Wunsch, durch eine schnelle Partie zwischendurch einige Plätze in der Weltrangliste aufzusteigen, dürfte sich kaum einer entziehen können. Wer Bejeweled 2 mag, der wird auch Hexic lieben. Und umgekehrt. (hk)

Gesamtnote: 2 (gut)Gelegenheitsspielertauglichkeit: 1- (sehr gut)